Siebold-Museum

Deutsch-Japanisches Forum Würzburg

Johann Barthel (Bartholomäus) von Siebold (1774-1814)

Barthel von Siebold

Johann Bartholomäus, Barthel genannt, war der dritte, und wie es scheint, der Lieblingssohn Carl Caspar Siebolds, in dessen Fußstapfen er nach Studium und Promotion in Jena 1797 trat. Hier, bei seinem Vater lernte er das Chirurgenhandwerk von der Pike auf und konnte diesen zunehmend in Hörsaal und Operationszimmer ersetzen.

„Dieser durch chirurgische Szenen von Jugend auf abgehärtete junge Wundarzt scheint durch die Spitalpraxis etwas rauh von Charakter geworden zu sein, ist es aber nichts weniger bei genauerer Bekanntschaft. Der Unternehmungsgeist seines Vaters ruhet auf ihm; er lebt ganz für den klinischen Unterricht,“ urteilt das ‚Intelligenzblatt der medizinisch-chirurgischen Literaturzeitung‘ vom März 1803 über den jungen Chirurgen.

Barthel konnte Vieles von dem verwirklichen, was sein Vater gewünscht, aber nicht mehr hatte durchsetzen können. Seine 1814 erschienene ‚Geschichte und gegenwärtige Einrichtung des Chirurgischen Clinicums im Julius-Spitale zu Würzburg‘ ist eine wahre Fundgrube zur organisatorischen Struktur der Klinik in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Chirurgische Klinik hatte, seiner Auffassung nach, eine dreifache Aufgabe zu erfüllen, nämlich als Heilanstalt, Lehranstalt und Forschungseinrichtung. Einblick in den Klinikalltag geben auch die regelmäßig in Fachzeitschriften abgedruckten Rechenschaftsberichte sowie die zahlreichen Fallbeschreibungen, einige davon auch in dem von Siebold publizierten Fachjournal ‚Chiron‘. Andere Pläne scheiterten hingegen: Das Projekt einer ‚Teutschen Akademie der Chirurgie‘ nach dem Vorbild der ‚Leopoldina‘ oder der Josephs-Akademie in Wien ließ sich in den politisch unruhigen Zeitläuften nicht verwirklichen.

Die kriegerischen Ereignisse, angefangen von den ersten praktischen Erfahrungen in den Tagen nach der Schlacht bei Würzburg, zwangen Siebold, sich intensiv mit feldchirurgischen Problemen zu beschäftigen: Seine 1813 erstmals publizierten ‚Erinnerungen an Militär-Wundärzte über die wichtigsten Momente, welche bey Amputationen und beym Verband beherziget zu werden verdienen‘ fand in Fachkreisen weite Verbreitung.

Die durchziehenden Heere brachten nicht nur Kranke und Verwundete, sondern auch Seuchen nach Würzburg. Im Januar 1814 fiel neben 18 weiteren Ärzten des Hochstifts auch Barthel von Siebold, der noch im Oktober 1813 den bayerischen General Graf von Wrede nach dessen Verwundung an der Kinzigbrücke behandelt hatte, einem „Lazarettfieber“ zum Opfer. Mit dem Flecktyphus hatte er sich vermutlich im Militärlazarett Himmelspforten infiziert.

Die Nachfolge trat Carl Caspar von Siebolds Schüler und langjähriger Obergehilfe Anton Markard an, der allerdings schon 1816 starb. Der neue Ordinarius und juliusspitälische Oberwundarzt Cajetan von Textor leitete eine neue Phase in der Geschichte der Würzburger Chirurgie ein; er bestimmte die Geschicke der Klinik bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.

 

Johann Barthel (Bartholomäus) von Siebold (1774-1814)

 

* 3. Februar 1774 in Würzburg

Unterricht durch Hauslehrer, dann Würzburger Gymnasium

Medizinstudium in Würzburg und Jena

1797 Promotion in Jena

 ao. Prof. der Anatomie und der theoretischen Chirurgie in Würzburg

1798 zusätzlich Professor der Physiologie

Redaktion der ‚Neuen Würzburger gelehrten Anzeigen‘

1800 Aufnahme in die Medizinische Fakultät

1805 erster Band der Zeitschrift ‚Chiron‘ erscheint

Plan zur Gründung einer ‚Teutschen Akademie der Chirurgie‘ scheitert

1806 neuer Operationssaal im Portalbau des Juliusspitals eingeweiht

1812 Konstitution des „Vaterländischen ärztlichen Kunstvereins“ in Würzburg

+ 28. Januar 1814 in Würzburg an „Lazarettfieber“ (Flecktyphus)

 

verheiratet mit:

Margarethe von Siebold geb.Schmitt (1779-1849)


Kinder:

Gottfried(1802-1866) von Siebold & Rudolf von Siebold (1804-1810)