Siebold-Museum

Deutsch-Japanisches Forum Würzburg

Charlotte, gen. von Siebold, geb Heiland, verh. Heidenreich (1788-1859)

Charlotte von Siebold

Charlotte Heiland, seit 1795 Adoptivtochter Damians von Siebold, war die älteste Tochter Josephas aus deren erster Ehe. Wie ihre Mutter, wandte sie sich der Geburtshilfe zu. Erste Anregungen hierzu bekam sie in der gut ausgestatteten Bibliothek ihres Vaters, später erhielt sie eine erste praktische Ausbildung in der Geburtshilfe durch ihre Eltern – Josepha war ja 1807 bei ihrem Schwager Adam Elias in Würzburg unterwiesen worden. Schon bald durfte sie in der Praxis ihrer Eltern auch selbst tätig werden.

So hatte die Arzttochter bereits gute Vorkenntnisse, als sie 1811 an die Universität Göttingen kam und dort bei dem berühmten Geburtshelfer Friedrich Benjamin Osiander, aber auch bei Joh. Friedrich Blumenbach und Conrad Martin Langenbeck hörte. Nach erfolgreich bestandener Prüfung vor dem Darmstädter Medizinalkollegium wurde ihr 1814 die Niederlassungserlaubnis als Geburtshelferin erteilt. Die Promotion, die Damian 1815 bei der Medizinischen Fakultät Gießen beantragt hatte, musste die junge Ärztin aufschieben, da sie die Vertretung ihrer Mutter zu übernehmen hatte, die sich bei einem Unfall mit der Chaise schwer verletzt hatte. 1817 erhielt sie dann nach öffentlicher Prüfung und Einreichung einer Dissertation über Extrauterin- und Bauchhöhlenschwangerschaften die Doktorwürde in der Geburtshilfe verliehen.

1819 wurde sie nach Amorbach/Odenwald zur Herzogin von Kent gerufen, die ihr erstes Kind erwartete. Da die Geburt auf englischem Boden stattfinden sollte, musste die Schwangere unter schwierigen Bedingungen nach Calais und von dort über den Kanal nach England gebracht werden. Der Geburt kam höchste politische Bedeutung zu, da der Fortbestand der Dynastie auf dem Spiel stand. Am 24. Mai 1819 konnte Charlotte die Herzogin von einer gesunden Tochter entbinden: der späteren Königin Viktoria. Auch die Geburt von deren künftigem Gatten, dem späteren Prinzgemahl Albert, leitete sie im gleichen Jahr in Coburg.

1823 veranstaltete Charlotte eine große Sammlung zur besseren Ausstattung des Bürgerspitals in Darmstadt und kümmerte sich um die ärztliche Versorgung der Armen. Ihre Ehe mit dem Militärarzt August Heidenreich blieb kinderlos. Als Charlotte von Siebold 1859 starb, wurde ihr zu Ehren eine wohltätige Stiftung ins Leben gerufen, die bis zur Währungsreform 1948 bestand.

 

 

Charlotte, gen. von Siebold, geb. Heiland, verh. Heidenreich (1788-1859):

 

* Getauft am 12. September 1788 in Heiligenstadt/Eichsfeld.

 Adoptiert von Damian von Siebold nach Heirat der Mutter.

Unterricht in Heiligenstadt, Worms und Darmstadt.

Studium und Privatvorlesungen in Göttingen.

1814 Niederlassungserlaubnis.

1817 Promotion in Gießen.

1829 Heirat mit Militärarzt Dr. August Heidenreich

+ 8. Juli 1859 in Darmstadt