Siebold-Museum

Deutsch-Japanisches Forum Würzburg

Carl Theodor von Siebold

Carl Theodor von Siebold

Adam Elias jüngerer Sohn Carl Theodor von Siebold ist nicht, wie es der Wunsch des Vaters gewesen wäre, als Mediziner, sondern als einer der bedeutendsten deutschen Zoologen des 19. Jahrhunderts bekannt geworden. Neben Forschungen zum Entwicklungszyklus von Eingeweidewürmern und einer systematischen Darstellung der Süßwasserfische Mitteleuropas verdankt ihm die Zoologie die wissenschaftliche Untermauerung der Parthenogenese bei Insekten, d.h. der Entwicklung von Bienen und Schmetterlingen aus nicht befruchteten Eiern, seinerzeit eine Sensation, die herrschende Dogmen erschütterte.

Nach unbeschwerten Jugendjahren in Würzburg – hier übte unter anderem die naturkundliche Sammlung des Anatomen und Vaters der Entwicklungsgeschichte, Ignaz Döllinger, einen großen Reiz auf den naturbegeisterten Schüler aus – besuchte Carl Theodor von Siebold das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. 1823, nach dem Abitur, hätte er sich gerne ganz der Zoologie zugewandt, beugte sich aber dem Drängen des Vaters und nahm ein Medizinstudium in Berlin und Göttingen auf. Immerhin gelang es dem naturkundlich interessierten Mediziner, bei Joh. Friedrich Blumenbach mit einem zoologischen Thema, nämlich über die Entwicklungsgeschichte der Landsalamander zu promovieren. Der überraschende Tod des Vaters 1828 zwang ihn jedoch, sich nach einem ärztlichen Brotberuf umzusehen: 1829 legte er in Berlin das für Amtsärzte erforderlich Physikatsexamen ab. Hoffnungen, 1830 die Nachfolge des Botanikers Rau in Würzburg antreten zu können, zerschlugen sich trotz der Fürsprache des Kronprinzen Max von Bayern.

Stattdessen nahm Carl Theodor 1831 die Stelle eines Kreisphysikus in Heilsberg/Ostpreußen an; das Amt ließ ihm immerhin genügend Freiraum, um sich weiter mit wissenschaftlichen Studien beschäftigen zu können. 1834 als Kreisphysikus nach Königsberg/Ostpr. bestellt, hoffte er, die Nachfolge Carl v. Baers antreten zu können, mit dem er schon zuvor in reger wissenschaftlicher Korrespondenz gestanden hatte. Auch diese Aussicht ließ sich nicht verwirklichen; Siebold wechselte daraufhin als Stadtphysikus und Leiter der renommierten Hebammenschule nach Danzig.

Erst 1841 gelang es, nicht zuletzt auf Fürsprache seines Freundes und Mentors Alexander von Humboldt, eine Professur für Zoologie, Physiologie und vergleichende Anatomie in Erlangen zu erreichen. 1845 erhielt er den Lehrstuhl in Freiburg/Brsg., fünf Jahre später das Ordinariat in Breslau und schließlich 1853 den begehrten Lehrstuhl an der Münchner Universität. In der bayerischen Landeshauptstadt, in der er, wie das beigefügte Aquarell zeigt, auch rege am Kulturleben teilnahm, lehrte er bis zu seinem Tod 1885.

 

Carl Theodor von Siebold (1804-1885)

 

* 16. Februar 1804 in Würzburg

Schule und Gymnasium in Würzburg, ab 1816 in Berlin

1823-1827 Medizinstudium in Berlin und Göttingen

1828 Promotion in Berlin; Tod des Vaters

1829 Staatsexamen

1830 Physikatsexamen

1831 Kreisphysikus des Kreises Heilsberg/Ostpreußen

1834 Stadtphysikus in Königsberg/Ostpreußen;

Physikus des Stadtkreises und Direktor der Hebammenschule in Danzig

1841-45 Professor der Zoologie, Physiologie und vergleichenden Anatomie in Erlangen

1845-50 Professor der Zoologie, vergleichenden Anatomie und Physiologie in Freiburg

1850-53 Professor der Physiologie in Breslau

1853-85 Professor zunächst der Physiologie und vergleichenden Anatomie, dann der Zoologie und vergleichenden Anatomie in München

+ 7. April 1885 in München

 

verheiratet mit:

in 1. Ehe: Franziska von Siebold geb. Nöldechen (1804-1854)

in 2. Ehe: Antonie Nöldechen (1813-1896)

Kinder:

Antonie v. Pannewitz geb. von Siebold (1833-1918)